Rede zur Einweihung MONICA KINGREEN HAUS am 14.12.2024
Guten Morgen meine Damen und Herren,
im Leben gibt es besondere Tage, an die man sich gerne erinnert. So einen Tag haben wir heute. Ein Tag, der in die Geschichte unserer Stadt eingehen wird.
Als Monica Kingreen 1984 mit ihrer Familie nach Windecken in die Synagogenstraße zog, ahnte noch niemand, welch wunderbare Frau und Mitbürgerin wir in unserer Stadt gewonnen hatten.
Ihre Liebe zum Judentum, vor allem aber für die jüdischen Mitmenschen, die in Heldenbergen, Windecken und Ostheim bis 1938 gelebt hatten, waren für Monica Kingreen Anlass dies in einem Buch zu dokumentieren. Seit dem 14. Jahrhundert hatten wir in diesen Gemeinden Jüdisches Leben. Darüber hinaus hat Monica Kingreen ihre Forschungen in Hessen und Deutschlandweit betrieben, wofür sie große Anerkennungen und Auszeichnungen bekam. 2012 wurden ihr für ihre Verdienste der Kulturpreis des MKK verliehen.
Über ihr Leben erfahren wir anschließend mehr von Herrn Daume, ehem. ev. Pfarrer in Großkrotzenburg, jetzt wohnhaft in Nidderau und aktuell ev. Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, Hanau.
Zurück zum Buch „Jüdisches Landleben in Windecken, Ostheim und Heldenbergen,
Zur Entstehung ihres Buches beschreibt Monica Kingreen, wie sie in mehrjährigen Recherchen an die Familiengeschichten herankam. Sie nennt Namen wie Bernd Salzmann, Georg Franz sen. und Robert Bastian aus Heldenbergen sowie Werner Brodt, die ihr viel Unterstützung waren. Es waren aber noch viele lebende alte Bürger aus den drei Gemeinden, die in Gesprächen erzählten und noch viele Familienbilder zur Verfügung stellten.
Sie recherchierte weltweit und reiste nach USA, um Hinterbliebene zu besuchen und mit ihnen zu sprechen. Sie suchte mühevoll in vielen Archiven und trug über mehrere Jahre Informationen und Material zusammen.
Das Buch, so schreibt Monica Kingreen, beabsichtigt einen Anstoß zu geben, damit sich bei dem einzelnen, aber auch insgesamt ein „Ort des Gedächtnisses“ der jüdischen Vergangenheit von Windecken, Ostheim und Heldenbergen bilden oder vertiefen kann.
Ein positiver Höhepunkt dabei war unbestritten die „Woche der Begegnung, hier die Einladung der früheren jüdischen Bürger durch die Stadt Nidderau im Juni 1988 zur Feier 700 Jahre Stadtrechte Windeckens. Es waren bewegende Begegnungen und Gespräche über Vergangenes mit versöhnlichem Ausdruck.
Sie schreibt weiter: „So ist das Buch nicht nur Geschichtsbuch, sondern auch Gedenkbuch und soll dazu beitragen, den einst in diesen Orten lebenden jüdischen Menschen und der von ihnen gestalteten Geschichte „einen Ort in unserem Gedächtnis“ zu geben, insbesondere aber auch den Ermordeten wieder Gesicht und Namen zu geben.“ Es könnte auf diese Weise mehr sein, „als ein Zeichen, dass wir nicht vergessen sind“ wie Recha Wolf, die 1937 aus Windecken geflohen war, als Hoffnung zu diesem Buch aus New York an Monica Kingreen schrieb.
Monica Kingreen hat das Buch gewidmet:
Sie widmet es aber auch allen ermordeten jüdischen Menschen aus den drei Gemeinden. Eine besondere zu Herzen gehende Widmung von Monica gilt ihren beiden Kindern Halina und Milan, mit dem tiefen Wunsch, dass sie ihr Leben in Frieden und Freiheit weiterleben dürfen.
Meine Damen und Herren, dieser Wunsch von Monica Kingreen für ihre Kinder gilt in der heutigen Zeit mehr denn je für uns alle und unsere Kinder und Enkel.
In Anbetracht des zunehmenden Antisemitismus in unserem Land, müssen wir wachsam sein und in unserer Stadt und überall uns gegen Zeichen und Taten gegen Juden zur Wehr setzen, damit unsere jüdischen Mitbürger wieder sicher in unserem Land leben können.
Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar!!
Wehret den Anfängen!!
Meine Damen und Herren, die Bürgerstiftung Nidderau sowie der „Nidderauer Arbeitskreis Jüdisches Leben“, den es seit 2021 gibt, sind froh und dankbar, dass wir mit diesem Haus einen würdigen Platz gefunden haben, um Monica Kingreen ein ehrendes und bleibendes Andenken zu bewahren.
Kein passender Platz hätte gefunden werden können, als dieser, wo einst die jüdische Synagoge stand und wo in der Nachbarschaft Monica Kingreen mit ihrer Familie gewohnt hat.
Die Bürgerstiftung hat zur Erinnerung an Monica Kingreen eine Tafel anbringen lassen, deren Gestaltung wir mit der Familie abgestimmt haben und die wir gleich enthüllen werden.
Es ist uns allen eine große Freude, dass ihre Familie heute anwesend sein kann. Ich denke, es ist für sie ein besonderer Tag, den wir mit ihnen feierlich begehen dürfen.
Er verbindet uns auch über den Tag hinaus in dankbare Erinnerung an Monica Kingreen. Wir verneigen uns vor ihrem Lebenswerk!!
Es ist aber ganz besonders das Bild von Monica Kingreen mit ihrem stets freundlichen, liebevollen Lächeln, das Ausdruck ihres dem Menschen zugewandten Wesens war. Ihr Lächeln ist ansteckend für jeden Betrachter.
Danke an die Familie für dieses beeindruckende Bild von Monica.
Meine Damen und Herren,
Lassen Sie uns im Vermächtnis an Monica Kingreen unsere Stadt gestalten. Suchet der Stadt Bestes und Suchet Frieden und jaget ihm nach.
Vielen Dank!!!
Horst Körzinger
Vors. Bürgerstiftung Nidderau